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Attendre
1991 140 x 120 cm

(...) 1990 nutzt er (Florian Köhler) die Gelegenheit, sich auf der südwestfranzösischen Atlantikinsel lle d'Oléron wiederholt für längere Zeit aufhalten zu können und beginnt, das Meer als aktuellen Bezugsrahmen in historisch-mythischen Dimensionen auszuloten. Einerseits knüpft er an seine Taucher-Metaphorik aus den 1980er-Jahren an, andererseits gibt er seinen verschlungen multiperspektivischen Bildräumen den weiten Horizont zurück. Fischer, Austernzüchter, Angler, Surfer und Seeleute werden in einem episch geöffneten Raum lokalisiert zwischen Arbeitszeit, -rhythmus und -ambiente. In die zwanzigjährige Auseinandersetzung des Künstlers mit dem beruflichen und touristischen Leben auf der Insel brechen Anfang der 2000er-Jahre Nachrichten ein über die Bootsflüchtlinge aus Afrika und ihre dramatischen, häufig tödlich endenden Versuche, die Ufer Europas zu erreichen. (...)

Claus Mewes

Aus: Florian Köhler – Abtauchen. Auftauchen, Galerie Renate Kammer, Hamburg 2016

Ohne Titel
1996 80 x 100 cm
Ohne Titel
1998 120 x 100 cm

Manchmal habe ich das Gefühl, das Bild, das ich suche, liegt auf dem Punkt einer Strecke zwischen mir und mir. Ich bin zwei und bewege mich von zwei entgegengesetzten Punkten auf das Bild zu. Den einen Ausgangspunkt umgibt die Welt in 360 Grad, der andere ist ein winziger Punkt in mir selbst, nadelspitzengroß, schwer und reine Struktur.

Die Malerei als Erkenntnisinstrument, als Erkenntnismethode, selbständig, autonom, Erklärungsmuster anbietend, der Philosophie eine ältere Schwester.

Die Figuration spielt für mich beim Malen die Rolle eines Vermittlers. Sie vermittelt zwischen dem, was für das Gestaltwerden von Malerei als Bild notwendig und dem, was an gegenständlichen Chiffren möglich ist, um dieser Bildgestalt eine Richtung zu geben. Die Zeitgenossenschaft eines Mal- Bildes bestände dann darin, wie dieses Verhältnis notwendig – möglich – jeweils neu definiert ist.

Florian Köhler 1999

Ohne Titel
1998 146 x 125 cm

Der Maler besteht aus Bildern. Eigentlich ein Satz, der echt harmlos klingt, wie ein guter Freund meinte. Bilder macht sich jeder, das Fernsehen füllt uns damit ab. Was hat es also auf sich mit den Bildern, aus denen der Maler, so der Ausstellungstitel bestehen soll? Wo kommen sie her? Sie kommen aus einer Garküche! Ich wähle, da wir Maler wie zu Rubens Zeiten mit einem Bildgeviert beschäftigt sind, bewusst diesen altmodischen Ausdruck, denn er evoziert auch ein wenig den alchemistischen Charakter unseres Metiers. Was so genau herauskommt aus diesem Gebrodel, Porzellan oder Fensterkitt, man weiß es vorher nicht, Eines jedoch steht fest, nichts in diesen Bildern ist mehr an seinem gewohnten Platz. Und Garküche auch deswegen, weil die eingehenden Bildeindrücke nicht nur in der Erinnerung zurechtgeschnitzelt werden, wie Tony Hillermann diesen Vorgang nennt, einen Sinneseindruck erinnerbar zu machen, sondern im Anschluß so, wie sie sind, noch einmal durch die Suppe gezogen werden.

Florian Köhler 1999