Florian Köhler
Arbeiten 1969–2013
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Interieur1961–1971
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Politische Landschaften1961–1972
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Sportthemen1972
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Familiendramen1972–1973
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Deutscher Herbst1972–1973
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Arbeitswelt und Gesellschaft1973–1986
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Taucher1986–1989
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Wende1989–1991
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Oléron1989–1998
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Flucht, Überfahrten, Schiffbruch, Küsten1996
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Themen aus Literatur und Kunst1986–2013
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Florian KöhlerFilm von Thilo Eckoldt

1986 120 x 160 cm
(...) Das Gemälde mit dem bezeichnenden Titel Kampf bei den dunklen Schiffen integriert 1986 den homerischen Mythos vom Kampf um Troia kurz nach dem Falklandkrieg 1983 in aktuelle Kriegsmetaphorik angesichts der Stationierung von Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen in Europa (...). Mit dem am Horizont im Feuerschein untergehenden dunklen Schiff zitiert Köhler die um die Welt gesendeten Pressefotos von schwer getroffenen, brennend sinkenden Kriegsschiffen ("Antelope"). Die Niederlage gegen die Engländer im Kampf um die Falkland-Inseln beendete das Regime der Militärs in Argentinien und deren Verbrechen gelangten buchstäblich ans Tageslicht. Veröffentlichungen klagten die Folterung und Tötung von Regimegegnern an, die gefesselt und betäubt aus Flugzeugen in den Rio de la Plata geworfen wurden. Schatzsuchende Taucher stoßen seitdem dort immer wieder auf Knochen und Schädel der Vermissten. (...)
Waltraud Brodersen
Aus: Florian Köhler, Kunsthalle Schweinfurt 2017

2007 100 x 100 cm
(...) Im Gemälde Altes Thema aus dem Jahr 2007 ballt sich eine Menschengruppe – zwischen schäumendem Meer oben und beruhigtem Ufersaum unten – neben einer markanten Schiffsprora, wie sie aus der klassischen Antike bekannt ist. Das friesartige Knäuel aus Menschen bewahrt auf der formalen Ebene die GEFLECHT-Ästhetik und inhaltlich die (...) als menschliches Drama herausgestellten Extremsituationen kriegsbedingter Irrfahrten und Verschleppungen übers Meer in fremdes Land. Ins Auge fallen die gesichtslosen dunkelfarbigen Körper der Anlandenden, deren Vorderster gerade das Bein anwinkelt zum Schritt auf den seichten Landstreifen. Seit den ersten Fluchtbewegungen aus Afrika an die südeuropäischen Küsten Anfang der 1990er-Jahre erhebt Köhler diese sich bis heute vor der Weltöffentlichkeit abspielende Katastrophe zum Leitgedanken, der seinen ursprünglich auf Arbeit und Freizeit am Meer konzentrierten Malerblick im Dialog mit Literatur, Kunstgeschichte und den "schwarzen" Bildern verdunkelt.
Waltraud Brodersen
Aus: Florian Köhler, Kunsthalle Schweinfurt 2017

1989 125 x 100 cm
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder

2008 90 x 70 cm
(...) Auch mit der Verknüpfung von antikem Mythos und Ereignissen der Gegenwart bewahrt der Künstler sein erworbenes Bildwissen und die daraus gewonnene Arbeitsmethode des schnellen Malens sowie den Einsatz von Farbe bei schemenhaft erfasster Figürlichkeit, deren charakteristische Definition schlussstrichartig erfolgt durch Zeichnung. Mit Kohle oder Kreide wird in der noch feuchten Farbe der Gegenstand kürzelhaft markiert. Insgesamt ist eine Beruhigung des Bild- und Handlungsraums erreicht durch klare horizontale Dreiteilung der überwiegend querformatigen Leinwände. Das obere Drittel wird eingenommen vom Horizont zwischen Himmel und Meer, das untere Drittel ist gekennzeichnet durch Ufer- und Festland, dazwischen eine betonte Handlungszone mit Figurengruppen, Booten, Geräten der Freizeit, Fischerei oder Austernzucht. (...)
Waltraud Brodersen
Aus: Florian Köhler, Kunsthalle Schweinfurt 2017