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Ohne Titel
2007 70 x 50 cm

(...) Ort als Geschehen hat Naujoks seine Folge genannt. Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf eine Passage aus dem Essay „Gegen die Abwertung der Welt“ von John Berger. „Ein Ort ist da, wo etwas stattfand oder stattfindet“, schreibt Berger. Der Ort, der Bildraum in Heino Naujoks Werken ist nicht euklidisch, aber durch die malerischen Gesten klar definiert. Mal sind es lineare Geflechte, die ihn gliedern und durch Überlagerung in der Tiefe erfahrbar machen, mal sind es Maßstabssprünge oder Farbkontraste.

Das, was an diesem Ort stattfindet, ist zunächst einfach die malerische Aktion, doch eben diese bestimmt nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt der Folge. Hier werden Konflikte ausgetragen: Konflikte zwischen Transparenz und Verdichtung, Öffnung und Begrenzung, Ausdehnung und Konzentration, Fülle und Leere. Es geht aber auch um den Fluss der Komposition, um Hindernisse und ihre Überwindung, die der Künstler wie einen Befreiungsschlag empfindet. Der Malgestus befasst sich mit archetypischen Situationen, die der Künstler jedoch nie eindeutig definiert; nur so kann der Betrachter sie nachvollziehen und sich selbst aneignen. Im Schwebezustand zwischen Prozess und Vollendung, der in den Werken der Folge wie in allen Arbeiten des Künstlers immer erkennbar bleibt, liegt der Freiheitsbegriff dieser Kunst. (...)

Andrea Heesemann

Aus: Heino Naujoks – Ort als Geschehen, Katalog zur Ausstellung bei Karl & Faber, München 2009