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Spur Wir

Die Gruppen SPUR und WIR im Münchner Atelier von Lothar Fischer, 1965
Von links: Lothar Fischer, Heimrad Prem, Heino Naujoks, Reinhold Heller, Helmut Rieger, Hans Matthäus Bachmayer, Florian Köhler, Helmut Sturm, HP Zimmer

 

Während des Frühjahrssalon in Augsburg (1965) festigen sich die Kontakte der jungen WIR-Künstler zu den Mitgliedern der Gruppe SPUR, eine seit 1957 bestehende Gruppierung, zu der Lothar Fischer (1933–2004), Heimrad Prem (1934–1978), Helmut Sturm (1932–2008) und HP Zimmer (1936–1992) gehören. Die Neugier und die Suche nach neuen Impulsen führen zur punktuellen Zusammenarbeit und der Herausgabe der Zeitschrift SPUR WIR (mit Linolschnitten). Danach entsteht der Entschluss, sich künftig unter diesem Gruppennamen zusammenzuschließen. Einem gemeinsam verfassten Manifest mit Arbeitsthesen folgt 1966 die Umbenennung in die Gruppe GEFLECHT und der Beginn der Zusammenarbeit an Antiobjekten.

SPURWIR   GEFLECHT

Hans Matthäus Bachmayer
Rosa Kastenzauber
1965 110 x 160 x 40 cm
Hans Matthäus Bachmayer
Metamorphose
1965 186 x 80 x 90 cm
Florian Köhler
Ohne Titel
1965 105 x 110 cm

(...) Deutlicher werden nun Figuren und Gegenstände in den Bildern Köhlers erkennbar: Autos und Motorräder, die damals die Welt zu überrollen schienen. (...) Doch obgleich die Konturen der Farben und Formen meist klarer als zuvor voneinander abgegrenzt und miteinander verbunden sind, bleibt eine strudelnde, zuweilen regelrecht explodierende und verschlingende Bilddynamik wie eine zerfließende, zerberstende, sich verkrümmende Bildräumlichkeit in vielen Gemälden erhalten, die immer wieder ein Maximum zu erreichen scheint. (...)

Martin Schulz – Zum Werk von Florian Köhler

Aus: Florian Köhler – Die ferne Insel, Sammlung Hurrle, Durbach 2013

Florian Köhler
Ohne Titel
1965 105 x 115 cm
Heino Naujoks
Kollision II
1965 105 x 100 cm
Heino Naujoks
Schichtung
1965 83 x 130 cm

(...) Der Einbruch der Pop-Art zwang einen auch zu einer Überprüfung des Verhältnisses zur Realität und brachte mich dazu, mich mit neuen, einfacheren, banaleren Äußerungsformen ins Bild einzubringen. So kam es mir entgegen, als in der Phase der ersten Zusammenarbeit der Gruppen ein typisches Motiv aus der Konsumwelt – das Auto als Basismotiv sozusagen – genommen wurde, an dem dann Schichtung und Geflecht experimentell erprobt wurde. (...)

Heino Naujoks, GEFLECHT – von außen und innen betrachtet

Aus: Heino Naujoks – Bilder 1959 –1997 Werkverzeichnis, Galerie Schwind, Frankfurt 1997

Helmut Rieger
Bildnis eines Irrgärtners
1964 98 x 117 cm

(...) Um die Mitte der 6oer-Jahre öffnete Rieger seine Malerei in zunehmendem Maße den Einflüssen der COBRA, namentlich Asger Jorns, der durch seine Aufenthalte in München vor allem die Künstler der SPUR-Gruppe beeindruckt hatte. Damit gewinnt nun die Eigengesetzlichkeit und raumbildende Kraft der Farbe an Gewicht und gibt sei­ner Anknüpfung an den Barockraum eine Wendung ins Diesseitige. Die Dynamik des Wechselspiels von Figur und Raum verliert ihre barocke Hierarchie, die sie auf ein trans­zendentes Zentrum ausgerichtet hatte, sie verzeitlicht sich gleichsam und gewinnt an innerer Spannung. Es geht jetzt nicht mehr darum, die Figur im kosmischen Raum zu bergen, sondern sie in die Raum generierende Dynamik von Farbform und Bildgrund und in ein gleichberechtigtes Verhältnis wechselseitiger Hervorbringung einzubezie­hen. (...)

Volker Rühle – Zur inneren Konsequenz schöpferischer Erfahrung im Werk Helmut Riegers

Aus: Helmut Rieger, Arbeiten von 1959 bis 2000, Rathausgalerie München 2000

Helmut Rieger
Lola
1964 130 x 105 cm

(...) In der expressiven Farbigkeit der in dieser Zeit entstehenden Bilder ist nicht mehr zu unterscheiden, ob die Dynamik des Farbraumes die Figuren freigibt, oder ob es deren Bewegungen sind, die den Raum hervorbringen und strukturieren. Zugleich dringen – ein Ausdruck der beginnenden Auseinandersetzung mit der Herausforderung der Popart – profane Alltagsgegenstände in den Bildraum ein und unterstreichen das Flie­ßende der Grenzen zwischen realem und imaginärem Raum: Telefon und Spiegel in dem 1964 entstandenen Bild Sitzende (Anruf), oder Wasserhahn und Waschbecken in Lola aus demselben Jahr. (...)

Volker Rühle – Zur inneren Konsequenz schöpferischer Erfahrung im Werk Helmut Riegers

Aus: Helmut Rieger, Arbeiten von 1959 bis 2000, Rathausgalerie München 2000

Helmut Rieger
Liebespaar
1965 88 x 110 cm
Reinhold Heller
Autobild
1965 110 x 120 cm
Reinhold Heller
Die neue Melusine
1965 139 x 154 cm
Reinhold Heller
Gartenfest
1965 140 x 153 cm
Reinhold Heller
Waldfest
1965 140 x 153 cm