Heino Naujoks
Arbeiten 1969–2020

1981–1982
165 x 210 cm
In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre ändert sich die Formensprache des Werks erneut, zunächst erprobt in zahlreichen Zeichnungen. Die Kompositionen werden immer leichter, spielerischer, erinnern an die duftigen Deckenfresken des Rokoko. Den Gemälden verleiht das „eingeschleppte Weiß“, wie Naujoks es nennt, eine neue Offenheit, einen immateriellen Charakter. Dabei erzeugt der deutlich sichtbare Duktus eine Bewegung, die auch die großformatigen Wandbilder aus dieser Zeit gliedert und rhythmisiert.
Andrea Heesemann

1983 140 x 115 cm
„Seit 1983“ sagt Naujoks über seine Malerei „bin ich auf offenem Meer“. Wie er das meint, lässt sich exemplarisch an dem Bild „Unterwegs“ ablesen. Figur und Hintergrund sind nicht länger voneinander getrennt. Leuchtende Primärfarben, weiße und schwarze Partien verteilen sich schwungvoll über der gesamten Bildfläche, die nun wie ein atmender Organismus erscheint, sie verdichten sich, überlagern sich, bieten immer neue Blickpunkte, ohne sich auf eine Ansicht festzulegen: Die Freiheit des Künstlers überträgt sich auf das Auge des Betrachters.
Andrea Heesemann

1992 150 x 175 cm
... Das (...) gezeigte Werk Flut II aus dem Jahr 1992 steht für eine beeindruckend produktive Phase, in der Naujoks seine Bilder von oben bearbeitete. An der Wand präsentiert, verunsichert Flut mit einem weißen Zentrum den Betrachter durch mehrere Perspektiv-Angebote: In der Ansicht als Tunnel verstanden, befindet sich in der Ferne das Licht, als Strudel gelesen, wird der Blick nach unten in den schäumenden Malstrom gezogen, von blauer Farbe in die Distanz geleitet, wird Himmelsgewölbe zwischen ab- oder aufziehenden Wolkenmassen vor fahlen durchbrechenden Sonnenstrahlen assoziierbar. Von den Bildrändern her, die dem Betrachterauge wie eine Rahmung entgegenkommen, weisen langgezogene, meist blaue Pinselbahnen auf mehrere wirbelnde Farbzonen, als ob Wasser sintflutartig an die Oberfläche strömt. (...)
Waltraud Brodersen, Claus Mewes
Aus: Heino Naujoks – Das Innere des Kreidefelsens
Schweinfurt, 2019